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Als „Patientenclub“ gestartet

WAZ - 05.10.2010

 
 
„Hömma zu“:
Eine Lesung in der Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch Erkrankte.
Foto: privat
 

Thomas S. hat das schönste Kompliment parat: „Ich kann heute mit voller Überzeugung sagen: Mir geht’s gut.“ Das war nicht immer so. Vor zehn Jahren ging’s dem heute 41-Jährigen nämlich richtig schlecht. Er war spielsüchtig, litt unter Psychosen, war stationär in der Psychiatrie des St. Josef-Hospitals untergebracht. Eine Freundin, die inzwischen seine Frau ist, hat ihn becirct, doch mal „mit rüber“ zu gehen – zur Kontakt- und Beratungsstelle der Caritas für psychisch erkrankte Menschen. Das war der erste Schritt heraus aus dem krankheitsbedingten Abseits, der erste Schritt zurück ins Leben. Eine Geschichte von vielen. Seit 30 Jahren gibt es die Kontakt- und Beratungsstelle inzwischen. Und sie ist vielleicht wichtiger denn je, denn die Zahl der Menschen, die psychisch erkranken, steigt weiter.

Pionierarbeit

Vor 30 Jahren, da gab’s für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen oft nur den Weg in eins der Landeskrankenhäuser. Die Psychiatrieabteilung an einem Allgemein-Krankenhaus wie dem Josef-Hospital war da schon eine Ausnahme, ambulante Angebote Fehlanzeige: „Mit den damaligen Medikamenten war eine ambulante Versorgung oft nicht angemessen möglich“, erzählt Norbert Nilkens, der die Kontakt- und Beratungsstelle der Caritas mit aufgebaut hat – anfangs als einziger Hauptamtlicher. Seine Stelle hatte die Caritas aus Eigenmitteln geschaffen, als deutlich wurde, dass es ein Angebot außerhalb der Klinik geben musste. Zwölf Ehrenamtliche leisteten mit ihm die „Pionierarbeit“: „Wir haben sozusagen als Patientenclub angefangen, sind in die Klinik gegangen und haben dort Kaffeetrinken veranstaltet“, erzählt Nilkens: „Und unsere besten Berater waren die psychisch Kranken selber. Wir haben uns gegenseitig ernst genommen, respektiert.“

Der enge Kontakt zum „Josef“ ist geblieben: Uns ist wichtig, die Menschen, die stationär da sind, hier anzubinden“, erklärt Mitarbeiterin Bärbel Mohr: „Sie haben oft ihr Umfeld verloren, sind aus allen sozialen Zusammenhängen herausgefallen.“

Da wirken ein bisschen Tagesstruktur, offene Freizeitangebote oft kleine Wunder: gemeinsam Musik machen, kochen, essen, jemanden zum Quatschen finden und Menschen, die einen auch dann nicht ablehnen, wenn’s einem mal nicht zum Quatschen ist. Inzwischen ist die Stelle vom Ein-Mann-Betrieb zu einer Einrichtung mit 36 Mitarbeitern (viele in Teilzeit) angewachsen und ins Gesamtkonzept „Psychosoziales Gesundheitszentrum“ eingebettet – mit Suchtberatung, Betreutem Wohnen und vielem mehr. Und wächst weiter: Das Altfrid-Haus an der Mülheimer Straße wird dafür in Kürze baulich aufgestockt.

Über 460 Klienten zählt die Einrichtung aktuell, etwa 80 davon nutzen regelmäßig die offenen Angebote. Manch einem sind allein dadurch häufigere Klinikaufenthalte erspart geblieben, ist Mohr überzeugt: „Wenn man weiß, wo man Menschen findet, die einen verstehen, kann das viel Druck wegnehmen.“


 


Vorstellung - 2006
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